Unsere Top 10: Sehenswürdigkeiten in Estland
Estlands Charme wird durch die wunderbare Mischung aus Historie, urwüchsiger Natur und jungen, lebhaften Städten bestimmt. Kaum ein Land, das so ursprünglich, so traditionsbewusst und gleichzeitig so modern daherkommt wie Estland.
Im Folgenden stellen wir Ihnen unsere TOP 10 für Tallinn vor. Nicht immer handelt es sich dabei um die bekanntesten Stationen, um die berühmtesten Gebäude oder die meistbesuchten Sehenswürdigkeiten. Muss auch nicht, denn schöne Reiseerlebnisse stecken manchmal im Unbekannten, im Verborgenen. Und natürlich steht die fantastische Natur oft im Fokus unserer ganz persönlichen TOP 10.
10. Platz: Mittelalterflair: Burg Rakvere (Wesenberg)
Rakvere ist vor allem für die Ordensburg bekannt. Erste Besiedlungen an dieser Stelle lassen sich bereits für das 2. bis 5. Jh. nachweisen. Im 13. Jh. wurde erstmals ein hölzernes Schloss erwähnt, das auf einem Berg nahe der Siedlung stand. Die Festung wurde nach dem Livländischen Krieg durch eine mächtige Stein-Burg ersetzt.
Die Burg Wesenberg ist einen Besuch wert: Besucher können voll und ganz ins Mittelalter eintauchen. Wer möchte, der kann sich im Bogen- und Armbrustschießen versuchen, die Folterkammer besichtigen, Schmieden und Töpfern. Im angeschlossenen Restaurant kann man historische Gerichte probieren. Ein Erlebnis für die ganze Familie!
9. Platz: Kloster Pühtitsa in Kuremäe
Das Kloster Pühtitsa aus dem späten 19. Jahrhundert liegt in der estnischen Einsamkeit – in Kuremäe nördlich des Peipussees. Ein Ort mit geheimnisvoller Atmosphäre. Die Hauptkirche und das Klostergebäude mit der markanten Architektur wirken wie aus einer anderen Welt. Es wird von russisch-orthodoxen Nonnen bewohnt. Besuchern stehen die Tore offen.
8. Platz: Hanse und Universität: Tartu
Ein hübsches Städtchen, das einen Zwischenstopp lohnt! Tartu, die ehemalige Hansestadt Dorpat, wurde bereits 1030 urkundlich erwähnt und liegt am Ufer des Emajõgi. Kunst und Wissenschaft sind in der Universitätsstadt allgegenwärtig. 1869 fand in Tartu das erste estnische Sängerfest statt.
Schön ist ein Spaziergang auf dem Domberg. Von hier bietet sich ein herrlicher Blick auf die Unterstadt. In dem Park finden sich Denkmäler berühmter Bürger. Über die Engelsbrücke oder die Teufelsbrücke gelangt man zur Sternwarte sowie zum anatomischen Theater.
Der Marktplatz mit dem Rathaus von 1786 ist Mittelpunkt der Stadt. Hier steht auch der Brunnen, an dem man den sich küssenden Studenten begegnet – die Skulptur ist Wahrzeichen Tartus. Restaurants und Cafés reihen sich entlang des Marktplatzes auf. Das Café Pierre Chocolaterie zum Beispiel bietet köstliche Kuchen bei herrlich-historischem Kaffeehaus-Ambiente. Experimentierfreudige kommen bei außergewöhnlichen Schokoladen-Kompositionen auf ihre Kosten.
7. Platz: Zwiebeldörfer am Wasser: Peipussee
Der riesige Peipussee (Peipsi järv) ist der größte See im Baltikum. Er ist 3.555 Quadratkilometer groß – achtmal größer als der Bodensee –, 140 km lang und misst an der breitesten Stelle 50 km. Durch den See verläuft die Grenze zu Russland.
Das Ufer des Peipussees ist teils mit Schilf bewachsen, im Norden finden sich lange, einsame Sandstrände. Die ganze Umgebung ist herrlich ruhig und abgeschieden, strahlt eine ganz besondere Atmosphäre aus.
Historisch interessant sind die sogenannten Zwiebeldörfer. In den Ortschaften am Peipussee leben viele Altorthodoxe, auch Altgläubige genannt. Der Glaubenszweig entstand im Zuge einer Kirchenreform im 17. Jh. Ablehner dieser Reform gründeten den „Alten Glauben“. Sie wurden von der russischen Kirche verfolgt und flohen, einige von ihnen an den Peipussee. Am Westufer des Sees gibt es noch heute einige dieser Gemeinden. In kleinen Museen bei Käsepää oder Kolkja wird Besuchern das Leben der Altgläubigen nähergebracht, auch ihre Kirchen kann man besichtigen.
Die Bezeichnung „Zwiebeldörfer“ rührt übrigens daher, dass viele der Bewohner der Region vom Zwiebelanbau lebten und leben.
Nicht für jeden sind die Dörfer am See ein Highlight. Aber gerade diese Abgeschiedenheit, diese tagtäglich gelebte, alte Kultur, das Ursprüngliche machen die Region zu einer interessanten Station – damit für uns völlig gerechtfertigt in den Top 10.
6. Platz: Die größte Insel: Saaremaa
Saaremaa, die größte Insel Estlands, ist auch unter dem deutschen Namen Ösel bekannt. Saaremaa wirkt wie eine andere Welt, wie aus einer anderen Zeit – besonders wenn man direkt aus dem lebhaften Tallinn herkommt. Steinmauern aus Findlingen, Bockwindmühlen und Schilfdachhäuser prägen das Erscheinungsbild.
Durch die isolierte Lage hat die sowjetische Russifizierungspolitik hier kaum gegriffen, zudem war Saaremaa während der Sowjetzeit Sperrgebiet. So ist die Insel heute noch sehr ursprünglich. Gerade das macht den Charme aus.
Ganz besonders gut lässt sich Saaremaa auf dem Rad erkunden. Dann sollten die Windmühlen bei Angla, die kleine Kirche ganz in der Nähe und der Meteoritenkrater von Kaali auf der Route liegen.
Kuressaare, der Hauptort der Insel, ist übrigens ein beliebter Ort für Kur- und Erholungsurlaub. Wer nach einem Städtetrip nach Tallinn die Seele baumeln lassen möchte, der ist hier genau richtig.
5. Platz: Die Sommerhauptstadt Estlands: Pärnu
Das an der Westküste gelegene Städtchen zeichnet sich durch schmucke Holzvillen, gepflegte Parkanlagen, pittoreske Gässchen und einen wirklich schönen Sandstrand aus.
Pärnu ist als Erholungsort bekannt. Seit dem 19. Jahrhundert, seit Entdeckung des Heilschlamms und Eröffnung der ersten Badeanstalt, kamen Erholungssuchende aus Estland, Finnland, Schweden und Deutschland her. Der Zweite Weltkrieg hat in Pärnu Spuren hinterlassen. Nach dem Wiederaufbau nutzten vor allem Russen das Seebad.
Die Rüütli ist die Einkaufsstraße Pärnus, eine Fußgängerzone, durch die man wunderbar schlendern kann. Cafés laden zur Einkehr ein. Ein Ort zum Verlieben!
Wer hier etwas Zeit verbringt, der erfährt Entschleunigung. Die Atmosphäre ist einem Kurort angemessen ruhig und gediegen – vor allem im Kurviertel entlang der Küste. Hier befinden sich auch der alte Kursaal von 1880 – heute ein Restaurant – und die Schlammbadeanstalt.
Wer Ruhe und Erholung sucht, sollte allerdings wissen, dass Pärnu auch anders kann. In den Sommermonaten gibt es Musik-Festivals und andere Veranstaltungen ... Zeiten, die der eine sucht, der andere lieber meidet. Aber gerade diese Mischung macht Pärnu aus!
4. Platz: Insel Hiiumaa: Natur pur
Die Insel Hiiumaa liegt nördlich ihrer großen Schwester Saaremaa und sollte bei Ruhe- und Erholungssuchenden Urlaubern unbedingt auf der Liste stehen.
Hiimuaa hat eine lange Geschichte: Vor etwa 455 Millionen Jahren entstand die Insel durch eine Meteoritenexplosion.
Kärdla ist Hauptstadt von Hiiumaa und gleichzeitig die größte Ortschaft. Die ruhige Atmosphäre und das grüne Erscheinungsbild machen Kärdla zu einem hervorragenden Ort für Erholungsurlaub. Er kann bestens per Rad oder zu Fuß erkundet werden. Besonders die attraktive Holzarchitektur in der Altstadt, das Museum Pikk Maja zur Geschichte Hiiumaas und die im schlichten Stil gehaltene Kirche sind sehenswert. In Köpu, Ristna und Tahkuna stehen drei Leuchttürme, die man besichtigen kann. Der massive Leuchtturm von Köpu blickt bereits auf eine 500-jährige Geschichte zurück.
Interessant ist ein Besuch des Hochmoores Määvli. Hier entspringt der Fluss Nuutri, der bei Kärdla ins Meer mündet. Neben den Feuchtgebieten prägen außerdem Wälder und natürlich die Küste mit ihren langen Sandstränden das Erscheinungsbild der Insel.
Aufgrund der flachen Topografie ist Hiiumaa, ebenso wie die vorgelagerte und über einen Damm verbundene Insel Kassari, bestens für Radtouren geeignet. Es gibt beschilderte Routen über die Insel.
Hiiumaa ist per Fähre ab Rohuküla zu erreichen. Es besteht außerdem eine Fährverbindung nach Saaremaa. In besonders kalten Wintern ist die Insel sogar über eine Eisstraße mit dem Festland verbunden.
3. Platz: Halbinsel Käsmu im Lahemaa-Nationalpark
An der Nordküste Estlands, vor den Toren Tallinns, liegt der Lahemaa-Nationalpark. Lahemaa bedeutet soviel wie „Land der Buchten“. Die herrliche Küstenlinie wird von unzähligen kleinen Buchten, Stränden, riesigen Findlingen und verträumten Fischerdörfern bestimmt. Im Landesinnern warten Hochmoore und historische Gutshöfe darauf, erkundet zu werden.
Die vier großen Halbinseln von Lahemaa heißen Juminda, Vergi, Pärispea und Käsmu. Die Küstenlinie des Lahemaa-Nationalparks wurde wenig von Menschenhand beeinflusst, es handelte sich in Sowjetzeiten um militärisches Sperrgebiet. Alte Militärgebäude finden sich zum Beispiel noch an der nördlichsten Spitze der Halbinsel Käsmu.
Käsmu ist unbedingt einen Besuch wert. Zur Nordspitze führen Wanderwege, das Kapitänsdorf Käsmu – hier gab es frührer einen Marineschule und viele Seeleute und Kapitäne lebten hier – lockt mit Idylle, einem Meeresmuseum und einem kleinen, hölzernen Leuchtturm. Außerdem finden sich auf Käsmu viele Findlinge. Die größten Brocken, verstreut auf den ganzen Park, erreichen Höhen von sieben Metern und Umfänge von über 30 Metern!
2. Platz: Sumpf und Moor: Soomaa-Nationalpark
Die ursprüngliche Natur und der Mix aus Wäldern, Hochmooren, Flussauen, überfluteten Wiesen und Gehölzwiesen macht Soomaa aus. Sümpfe und Moore sind prägende Landschaftselemente im Soomaa-Nationalpark.
Wanderwege und Holzplankenstege führen durch die bezaubernde Natur. Die Stille im Moor und das Farbspiel sind faszinierend. Ein schöner Lehrpfad führt von Karuskose in Richtung Norden – durch Bruchwald, über weitläufige Moorflächen, vorbei an tiefschwarzen Seen. Ein herrlicher Spaziergang für etwa ein bis zwei Stunden. Ein Aussichtsturm erlaubt einen Rundumblick.
Vorsicht: Die Straße nach Karukose bzw. zu dem Ausgangspunkt der Tour ist ein schmaler, befestigter Waldweg. Gegenverkehr, Nässe und eine nicht ganz zweifelsfreie Beschilderung können die Anfahrt erschweren.
Bei Riisa gibt es einen Lehrpfad, der auch Rollstuhl- und Kinderwagentauglich ist. Er führt durch Wald und Moor und stellt damit einen schönen Querschnitt der Soomaa-Landschaften vor.
Das Besucherzentrum des Nationalparks befindet sich in Körtsi-Töramaa.
In Soomaa ist die „Fünfte Jahreszeit“ bekannt: Der Übergang von Winter zu Frühling bringt oft Überschwemmungen mit sich. Der Park ist dann unter Umständen nur eingeschränkt zugänglich, Töramaa etwa ist dann unter Umständen nur aus Richtung Köpu (von Süden kommend) per Auto zu erreichen.
1. Platz: Tallinn ... mal anders
Tallinn auf die „Top 10“ zu setzen ist natürlich mehr als vorhersehbar. Aber was soll man machen? Schließlich trumpft Tallinn mit einer wunderbaren Mischung aus Geschichte und Modernität auf, bietet tolle Sehenswürdigkeiten, erstklassige Gastronomie und vermarktet sich mit dem omnipräsenten Mittelalterthema so professionell, dass Besucher sich tatsächlich in eine andere Zeit versetzt fühlen.
Die Rathausapotheke, Kadriorg oder die „dicke Margarethe“ wollen wir hier auch gar nicht erwähnen, haben die meisten Tallinn-Besucher sowieso auf der Liste. Aber wie wäre es mal mit einem Gang durch die Straßen von Kalamaja? Das Viertel im Nordwesten Tallinns war früher Wohn- und Arbeitsort für Fischer oder Hafenarbeiter, später Standort für Industrie und Arbeiterwohnviertel. Die besondere, die Geschichte widerspiegelnde Architektur macht das Viertel u.a. aus. Viele Holzhäuser zieren die Straßen. Der Stadtteil, der sich natürlich unter den wirtschaftlichen Vorzeichen veränderte, ist heute ein beliebtes (Wohn)-Viertel, zieht Kreative an, bietet Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten jenseits des Mainstream.
Oder Tallinn aus luftiger Höhe? Der mehr als 300 m hohe Fernsehturm im nördlichen Stadtteil Pirita bietet einen fantastischen Panoramablick auf die Stadt und ist zudem Museum und interaktives Erlebniszentrum.
Und wer sich für Fotografie interessiert, der sollte mal dem kleinen Fotomuseum in der Innenstadt, gleich hinter dem Rathaus, einen Besuch abstatten.
Wer die Esten und ihre nationale Kultur verstehen möchte, kommt an diesem Ort nicht vorbei: die Sängerfestbühne. Wer sich auf die gigantische Bühne im Nordosten Tallinns begibt, der bekommt eine vage Vorstellung von der Größe und der Wirkung der Sängerfeste. Sie sind Ausdruck nationaler Identität und nicht wegzudenken aus der estnischen Kultur. Schließlich wurde das Land durch die „Singende Revolution“ auf weitgehend friedlichem Wege unabhängig von der Sowjetunion.
Kaum erwähnenswert, dass der Besuch der Sängerfestbühne während eines Sängerfestes um ein Vielfaches beeindruckender ist. Leider gibt es nur selten die Gelegenheit.