Estland hat eine bewegte Vergangenheit, die geprägt ist von Unterdrückung und Fremdherrschaft. Deutsche, Schweden, Russen – zahlreiche Nationen hinterließen ihre Spuren in der estnischen Geschichte, die vielerorts noch zu sehen und zu spüren sind. Seit der Unabhängigkeit 1991 hat sich einiges geändert: Estland präsentiert sich fortschrittlich und der Welt zugewandt. Viele Esten sprechen hervorragend Englisch, moderne Kommunikation und eines der dichtesten WLAN-Netze in Europa sind Alltag, und seit 2011 gehört der Staat zur Eurozone.
Das Land, das nicht einmal so groß ist wie Niedersachsen, bietet eine vielseitige Landschaft: mit Findlingen gesprenkelte Strände, eine schroffe Glintküste, Moore, Feuchtgebiete und tiefe Wälder ebenso wie den weitläufigen Peipussee, der die Grenze zu Russland bildet. Die Natur lädt zum Durchatmen ein. Selbst in der Hochsaison hat man nicht den Eindruck, dass Estland überlaufen ist. In zahlreichen Nationalparks kann man die Tier- und Pflanzenwelt entdecken, seltene Vogelarten beobachten, mit etwas Glück einen Elch erspähen und Spaziergänge, aber auch ambitionierte Wanderungen unternehmen.
Im Gegensatz zu der einsamen Landschaft stehen die Städte mit ihrem geschichtsträchtigen Erscheinungsbild und dem reichen Kulturangebot. Die Hauptstadt Tallinn bildet das Zentrum des Landes und ist Besuchermagnet. In der Altstadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, fühlt sich der Besucher wie in einer anderen Zeit. Hier ist alles aus einem Guss: Das mittelalterliche Stadtbild mit grundsoliden Stadtmauern, massiven Wehrtürmen und Kopfsteinpflastergassen wird ergänzt durch Stadtführer, die in historischer Kluft über den Marktplatz schlendern. In den Restaurants bestellt man Honigbier und Wildschwein … Aber auch andere Städte lassen Geschichte spüren. Die Universitätsstadt Tartu wurde bereits 1030 urkundlich erwähnt und ist damit die älteste Stadt der baltischen Länder. Sie ist geistiges Zentrum Estlands und wartet mit einem großen Kulturangebot auf: Museen, Theater, Konzerte und Festivals gilt es hier zu besuchen. Pärnu, an der Westküste gelegen, ist die Sommerhauptstadt Estlands. Schmucke Holzvillen, gepflegte Parkanlagen, pittoreske Gässchen und der lange Sandstrand prägen das Bild und machen das Seebad zu einem beliebten Touristenziel.
Der Leichtigkeit der Sommerresidenz stehen die trutzigen Burgen und Festungen gegenüber. Die Ordensburgen, wie etwa jene von Rakvere, stehen als Symbol für eine Christianisierung, die im 13. Jahrhundert durch den Schwertbrüderorden und den Deutschen Orden stattfand. Und auch die zahlreichen Gutshöfe und Herrenhäuser sind wichtige Kulturdenkmäler Estlands. Einige wurden restauriert und beherbergen heute Hotels – so zum Beispiel der Gutshof von Palmse im Lahemaa Nationalpark.