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Südschweden für Anfänger

geschrieben von Ulla Feist (2015)

Wir waren noch nie in Schweden. Bisher. Aber wir haben zwei kleine Kinder und für drei Wochen ein Wohnmobil zur Verfügung – da lag ein Urlaub in Südschweden für uns einfach auf der Hand. Eine Reise zur Natur, zu unseren Kinderhelden Pipi Langstrumpf und Nils Holgersson und zu wirklich traumhaften Orten. Schroffe Schären wechseln sich ab mit tiefen Wäldern und Seen, liebliche Landschaften mit rauen Küsten. So bekannt uns dieses skandinavische Land durch allerlei Klischees schien, so erfreut haben wir festgestellt, dass Schweden noch viel mehr ist.
Das Fazit sei vorweggenommen: Wir kommen wieder!

1. Tag: Los geht’s: Travemünde – Trelleborg

Mit der „Peter Pan“ von TT-Line geht es am Morgen von Travemünde nach Trelleborg im äußersten Südwesten Schwedens. Dank der Tageskabine und natürlich dank des Whirlpools und der Sauna an Bord lässt sich die Zeit auf der Fähre gut vertrödeln ;-)
Nach der Ankunft am Abend wollen wir nicht mehr zuviel Strecke zurücklegen. Wir und die Kinder sind trotz der angenehmen Überfahrt müde vom Reisen und begeben uns daher nach der Ausschiffung auf die Suche nach einem Stellplatz an der schwedischen Westküste. Dabei erhalten wir einen ersten Eindruck von der Region Skane. Auf der Halbinsel Falsterbo machen wir Halt und verbringen die Nacht auf einem schlichten Stellplatz.

2. Tag: Die Westküste: Trelleborg – Marstrand

Entlang der schwedischen Westküste fahren wir nach Norden. Vorbei an Helsingborg und Vaberg geht es durch Skane und Halland. Die Küstenlinie gefällt uns und unsere Vorfreude wird nur durch einen langen Stau in der Umgebung von Göteborg und die entsprechend miese Laune unserer Kinder getrübt. Um dem Stauwahnsinn zu entkommen, entschließen wir uns schweren Herzens, Göteborg links liegen zu lassen und direkt auf die Schären weiter nördlich zu fahren. Eine Stadtbesichtigung mit zwei schlechtgelaunten Kindern scheint uns selbstmörderisch.
So gelangen wir nach Marstrand, etwa 30 km nördlich von Göteborg. Wir lassen uns auf einem netten Campingplatz nieder und gewöhnen uns erst einmal an das uns bisher fremde Schweden ... und an das Zusammenleben zu viert in einem engen Wohnmobil.

3. Tag: Landschaftstraum: Marstrand

Heute kommen die Räder das erste Mal zum Einsatz! Wir radeln in den Ort hinein und setzen mit einer kleinen Fähre über in den alten Teil Marstrands, der von einer Festung und einem wunderschön am Wasser liegenden Ortskern bestimmt wird. Segelboote, adrette Holzhäuser, kleine Boutiquen, die herrliche Schärenküste stets im Blick  – uns gefällt es. Zur Stärkung gibt es für jeden eine Zimtschnecke aus der kleinen Konditorei. Hhmmmmm!
Mit den Rädern fahren wir zurück zum Campingplatz und erkunden die nähere Umgebung zu Fuß. Die Kinder lieben es, über die teils sehr glatten Felsen an der Küste zu klettern ... diese Sorge wird uns die nächsten Tage noch häufiger begleiten.
Mittlerweile haben wir den Eindruck, in Schweden angekommen zu sein. Uns gefällt es bisher gut und wir freuen uns auf alles Weitere, was da kommen mag.

4. Tag: Von den Schären an den See: Marstrand – Hellekis

Unser heutiges Ziel ist der Vänersee. Eine vage Andeutung meinerseits, doch noch Göteborg zu erkunden, wird im Kein erstickt ... und vermutlich ist das auch die richtige Entscheidung ...
So fahren wir über Trollhättan zunächst nach Lidköping, eine kleine Stadt mit etwa 25.000 Einwohnern. Auf einem kleinen Bummel erkunden wir die Stadt. Das rote Rathaus mit der ungewöhnlichen Architektur war einmal ein Jagdschloss. Wir streifen durch die Gassen, durch den Park und durch das Porzellan-Outlet Rörstrand und haben nach etwa zwei Stunden einen Eindruck von dieser Stadt erhalten.
Weiter geht es, zurück in die Natur. Hellekis – gelegen am Vänern, zwischen Lidköping und Mariestadt – ist unser Ziel. Schon bei der Anfahrt freue ich mich: Die Umgebung erinnert mich an Estland. Tiefe Wälder mit teils uralten Bäumen, der ein oder andere Gutshof und kaum Menschen: Die Region vermittelt irgendwie eine besondere Art der Einsamkeit, die wir sehr genießen.
Wir bekommen auf dem Campingplatz einen Stellplatz direkt am Wasser und mit Blick auf den Spielplatz. So können unsere Jungs sich beschäftigen – ohne dass wir sie ständig begleiten müssen.
Am späteren Abend, die Sonne macht noch keine Anstalten, unterzugehen, genießen wir den Blick auf das Wasser. Der Vänersee liegt ganz ruhig da. Naturidylle in Reinform. 

5. Tag: Radfahren rund um Hellekis

Heute schwingen wir uns wieder auf die Räder und erkunden die Umgebung. Es gibt ausgewiesene Rad- und Wanderwege rund um Hellekis und bewaffnet mit einer entsprechenden Karte hoffen wir, die richtigen Wege zu finden. Da die Region sehr hügelig ist, stellen wir uns auf kräftige Steigungen ein. Motiviert kurven wir durch tiefe Wälder, über Wiesen und Felder, vorbei an Pferdekoppeln und alten Gutshöfen. Die Atmosphäre gefällt uns. Nach einer Wahnsinns-Steigung gelangen wir zu einem großen See, offensichtlich ein alter Steinbruch. Das anstehende Gestein, die Vegetation und die darüber kreisenden Greifvögel sorgen für eine ganz eigentümliche Stimmung.
Letzte Station ist das Herrenhaus Hellekis, das heute ein Café und Restaurant beherbergt. Wir gönnen uns ein Stück des leckeren Kuchens im Garten des Cafés. Es ist ein Wochenendtag und das Café wird offensichtlich von vielen Einheimischen als Ausflugsziel genutzt. Kein Wunder, denn die Gutsanlage und der Garten sind wirklich schön.
Vom Herrenhaus geht es zurück zum Campingplatz, wo wir den Abend mit einem leckeren Abendessen und einer letzten Badesession im See beschließen. Da es abends so lange hell ist, sind unsere Kinder selten vor 22 Uhr im Bett. Damit sind wir aber in bester Gesellschaft: Die schwedischen Kinder turnen auch dann noch vergnügt umher, gerade so als wollten sie die Sommermonate und das Licht so gut es geht auskosten.

6. Tag: Trödeln in Hellekis

Ein Tag zum Trödeln und Entspannen: Wenn man in Schweden einen schönen Platz an einem See gefunden hat, dann sollte man ihn nicht so schnell wieder hergeben. So beschließen wir, einen weiteren Tag in Hellekis zu blieben, ein wenig Planschen zu gehen und uns ein wenig zu entspannen.

7. Tag: Entlang des Vänern: Hellekis – Kinnekulle – Gullspang

Im Reiseführer haben wir von einer stillgelegten Bahnstrecke gelesen, die heute auf Draisinen (in diesem Fall Fahrräder, die für die Nutzung auf Schienen umgebaut wurden) befahrbar ist. Sie verläuft am Ostufer des Vänern, zwischen Gullspang und Torved, und soll unser nächstes Ziel sein.
Da wir uns noch den Aussichtspunkt Kinnekulle anschauen möchten, machen wir uns früh auf. Wir fahren also zunächst zum Parkplatz am Kinnekulle und laufen zum höchsten Punkt. Der Kinnekulle liegt etwa 300 m über NN. Die Landschaft ist vielfältig und einfach wunderschön. Es geht durch eine von Schafbeweidung geprägte Natur- bzw. Kulturlandschaft mit Gräsern, Heide, lichten Wäldern. Der markante, rote Aussichtsturm (Kinnekulle Utsiktstorn) führt uns noch einmal viiiiele Stufen hinauf und bietet einen spektakulären Ausblick über die Region am südlichen Vänersee! Im kleinen Besucherzentrum wurden wir übrigens ganz dezent – und voller Stolz – auf die ausgestellten Bilder des Besuchs von Kronprinzessin Victoria und ihrem Gatten hingewiesen.

Vom Kinnekulle fahren wir nach Gullspang, wo wir uns ein Quartier für die folgende Nacht suchen. Doch zuerst fahren wir zu dem alten Bahnhof, um unser Draisinen-Abenteuer für den nächsten Tag zu planen. Am stillgelegten Bahnhof von Gullspang warten urige Draisinen darauf, auf den Schienen der stillgelegten Torved-Bahn Urlauber, Eisenbahnnostalgiker oder sonst wie Verrückte durch die einsame Landschaft zu kutschieren. Aber: Niemand da, Schotten dicht, die Draisinen stehen einsam auf den Schienen, die von allerlei Unkraut erobert werden. Ein Anruf bei der an der Tür  angeschlagenen Telefonnummer offenbart aber, dass die Draisinen tatsächlich genutzt werden können. Wir kündigen uns für den nächsten Morgen an und sind gespannt, ob auch wirklich jemand erscheint ...

8. Tag: Auf Schienen und Straßen: Gullspang – Borensberg

Und wirklich, alles läuft rund: Eine Draisinenfahrt führt uns heute durch die unberührten Landschaften rund um Gullspang. Ein Erlebnis der besonderen Art, die vor allem unsere Jungs restlos begeistert!
Pünktlich um 9.00 Uhr erwartet uns ein Herr am alten Bahnhof und übergibt uns eines der abenteuerlichen Gefährten. Ein kurze Einweisung in Schwedisch (wir verstanden nur Bahnhof, aber wie sollte man sich auf Bahnschienen schon verfahren, was kann schon passieren?) und los.
Die etwa 20 km lange Etappe zwischen Gullspang und Torved führt durch Wälder, vorbei an Seen und durch Feuchtgebiete. Zwischendurch gibt es Möglichkeiten für eine Rast. Verpflegung muss allerdings mitgebracht werden, es gibt keine Einkehrmöglichkeiten! Man passiert eine Badestelle und Rastplätze mit Tischen und Bänken. Ausschilderungen an den alten Bahnhöfen geben Informationen über die Geschichte der Bahnstrecke.
Wären die Draisinen nicht so laut, könnte man die Ruhe der Landschaft genießen. Dies sollte aber keinesfalls zu kritisch gesehen werden, denn trotz oder vielleicht gerade eben wegen der Fahrgeräusche ist dieser Ausflug ein echtes Erlebnis! Unsere Jungs sind hin und weg!
Wir haben nach etwa 10 km bei einem der alten Bahnhöfe eine Rast eingelegt, unsere Brote und Kekse verputzt und haben uns dann dazu entschlossen, bereits umzukehren. Die Etappe hat uns voll und ganz gereicht und so waren wir inklusive der Pausen etwa 3,5 Stunden unterwegs. Wer mehr Ausdauer hat, fährt natürlich die ganze Strecke bis nach Torved ... und dann zurück.

Nachdem wir die Draisine in Gullspang am Bahnhof abgestellt haben, geht es weiter in Richtung Göta-Kanal. Durch die einsame und wildromantische Landschaft zwischen den beiden größten Seen (hier in der Gegend sollen auch Teile von „Ronja Räubertochter“ gedreht worden sein) fahren wir auf die Ostseite des Vättern, nach Borensberg. Diesen Ort haben wir uns als Quartier für die nächsten zwei Tage ausgeguckt.

9. Tag: Radfahren: Borensberg und der Göta-Kanal

Eine Radtour entlang des Göta-Kanals soll es heute sein. Wir packen unsere Sachen und machen uns von Borgensberg auf nach Berg. Dort wartet eine Schleusentreppe auf ihre Besichtigung, wohl einer der interessantesten Abschnitte des gesamten Kanals. Der Göta-Kanal wurde im 19. Jahrhundert gebaut – ein erstaunliches Projekt. Die Schleusen stellen heute wahre Touristenmagnete dar.
Gut 20 km sind es bis nach Berg, wo das sehenswerte Schleusenensemble, Schiffe hinauf- bzw. hinunterbugsiert. Schon unterwegs haben einzelne Schleusen oder kleine Rollbrücken unseren Blick für die Technik geschärft. Aber in Berg, wo mehrere Schleusen direkt hintereinander folgen, ist das technische Wunderwerk in voller Pracht zu bewundern.
Der gut ausgebaute Radweg hat einen Schotterbelag und führt die ganze Zeit entlang des Göta-Kanals – und ist damit die meiste Zeit ohne markante Steigung. Unterwegs gibt es immer mal Gelegenheiten für eine Einkehr oder eine Pause auf einem „Rastplats“ mit Tischen und Bänken, hier und da natürlich auch eine Grillstelle. Klar, wir sind in Schweden.

Der Rückweg führt zwar auf der gleichen Strecke, da der Kanal aber durch eine wirklich malerische Landschaft führt und auf dem Rückweg andere Besichtigungs- und Pausenorte gewählt werden können, ist dies verschmerzbar. Unterwegs treffen wir immer mal auf ein Segelboot oder auf eines der Ausflugsboote.
Als Highlight auf der Rückreise haben wir einen Besuch bei der Cloetta-Schokoladenfabrik in Ljungsbro vorgesehen. Der dortige Fabrikverkauf sorgt für die Zuführung der auf der Radtour verbrannten Kalorien. Hmmm.

Wieder in Borensberg müssen wir ein weiteres Mal an der Klappbrücke warten, da ein Schiff passieren möchte. Es ist wirklich interessant zu beobachten, wie die Brücke sich hebt, die Mannschaft und die „Schleuser“ das Schiff mit Tauen in Position halten und das Schiff dann passiert. Die Begeisterung für diese Technik kommt beim Zuschauen von ganz alleine. Da ist auch die Wartezeit für dieses recht zeitaufwendige Prozedere überhaupt kein Thema.

10. Tag: Vom Kanal zum See: Borensberg – Gränna

Wir verabschieden uns vom Göta-Kanal und fahren ins nahegelegene Linköping. Die Geschichte der Kleinstadt mit ihren etwa 100.000 Einwohnern reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Besonders sehenswert ist Gamle Linköping. In dem Freilichtmuseum vor den Toren der Stadt wurde ein ganzes Stadtviertel mit alten Häusern nachempfunden. Die Gebäude wurden aus der Innenstadt „umgezogen“ – sie mussten wohl modernen „Veränderungsprozessen“ weichen. Zum Glück fielen sie denen aber nicht vollends zum Opfer, sondern konnten an diesem Ort erhalten werden. So können Touristen nun durch die alten Kopfsteingassen wandeln, in einem Kolonialwarenladen einkaufen, eine historische Polizeiwache besichtigen oder in einem Café die wunderschöne Atmosphäre und die Ruhe der Umgebung genießen. Darsteller in historischer Kluft leben „ihr Leben“ und lassen sich auch gerne auf ein Pläuschchen mit den Touristen ein. Unser vierjähriger Sohn durfte in der Wäscherei Hand anlegen und in der Seilmacherei sein eigenes Seil produzieren – alles wie vor 200 Jahren. Ein tolles Erlebnis! Und in den Geschäften werden Keramik, Lebensmittel in historischem Gewand (z.B. Honig oder Lakritz) oder andere Souvenirs aus vergangenen Zeiten verkauft. Tolle Mitbringsel. Ein Besuch von Gamle Linköping: dringend empfohlen!
Wir wollen weiter, möchten heute noch zurück an den Vättern. Wir steuern die Stadt der Zuckerstangen und Bonbons an, Gränna. Wir erreichen Gränna am späten Nachmittag und suchen uns ein Quartier. Abendessen, Spielplatz, Tag vorbei. Es ist wahnsinnig heiß und wir sind erschöpft vom Tag.

11. Tag: Zucker pur: Gränna

Der hübsche Ort im Südosten des Vättern ist beschaulich und hübsch anzusehen ... und er hat eine lange Tradition in der Herstellung von Zuckerwerk. In den unzähligen Geschäften kann man sogar bei der Produktion des Naschwerks zusehen ... und danach natürlich auf einkaufen. Kunstvoll und mit gekonnten Handgriffen werden verschiedenfarbige Zuckermassen vermischt. Unsere Kinder sind fasziniert.
Aber auch jenseits der Zuckerwaren ist Gränna ein sehenswerter Ort, klein und beschaulich. Der Blick vom Städtchen hinunter auf den Vättern ist toll. Wir spazieren durch die Straßen, die Kinder lutschen dabei an ihren Zuckerstangen. Aber Gränna ist schnell erkundet, eine Stippvisite reicht in unseren Augen vollkommen.

Wer die Zeit sinnvoll nutzen möchte, der kann einen Ausflug auf die Insel Visingsö machen. Die knapp 25 Quadratkilometer große Insel wird von einer Fähre angefahren (die Überfahrt dauert nicht einmal 30 Minuten). Zwei Burgruinen und zwei alte Kirchen (eine mit schönen Wandmalereien) kann man dort besichtigen.

Eine kleine Anekdote zum Einkaufen: Als Wohnmobilisten mit eigener Küche (hüstel) haben wir uns und die Kinder an vielen Tagen selbst versorgt. Dies führte uns in den einen oder anderen Supermarkt Südschwedens. Was uns wirklich wunderte: Dass es in Schweden offensichtlich keine H-Milch gibt. Wir sind leidenschaftliche (Milch)-Kaffee-Trinker und nutzen für die Zubereitung gerne H-Milch, weil der Kühlschrank im Wohnmobil nicht viel Platz hergibt. In nicht einem Supermarkt sind wir auf etwas gestoßen, das H-Milch irgendwie nahe kommt.
Hübsch waren auch diverse Unterhaltungen mit Supermarkt-Angestellten über Wasser. Es ist nicht einfach, stilles Wasser ohne jeglichen Geschmack (oder gar salzig) in der wirklich großen Auswahl auszumachen. Waren wir froh, als wir endlich eine Marke auftaten, an der wir uns fortan orientieren konnten.

12. Tag: Auf der Suche nach dem Klischee: Gränna – Smaland

Heute solle es nun also nach Smaland gehen. Das ist vermutlich jedem ein Begriff. Sollte nicht schon Astrid Lindgren dafür gesorgt haben – die vermutlich berühmteste schwedische Schriftstellerin stammt aus der Region – dann hat man es spätestens als Kinderparadies bei Ikea kennengelernt. Genau, Kinderparadies ... Wir waren noch nie dort, haben aber dennoch ganz konkrete Vorstellungen von Smaland: Tiefe Wälder, einsame Seen, weite Felder, rote Holzhäuschen, Idylle pur ... „Wir Kinder aus Bullerbü“ oder „Michel aus Lönneberga“ haben uns geprägt (Michel heißt in Schweden übrigens Emil ;-).
Aber Vimmerby, wo sich der Erlebnispark „Astrids Lindgrens Värld“ befindet, sparen wir uns. Nicht nur, dass der Eintritt in die Welt von Astrid Lindgren beachtlich hoch ist, auch sind unsere Kinder mit einem und vier Jahren einfach noch etwas zu jung dafür und noch nicht in der Welt dieser bezaubernden Kindergeschichten angekommen. Wir nehmen uns den Besuch aber für den nächsten Schweden-Urlaub fest vor.
Auf der Suche nach einem Campingplatz fahren wir immer weiter nach Süden und werden schließlich in Hovmantorp am See Rottnen fündig, einige Kilometer südöstlich von Växjö.
Der kleine Ort und der See bieten genau das, was wir für die nächsten zwei Tage suchen: Ruhe und Entspannung. 

13. Tag: Smaland: Seen und Wälder

Per Rad machen wir heute einen kleinen Ausflug und nutzen den Rest der Zeit zur Erholung. Die Kinder planschen mit viel Freude im See und wir genießen die Umgebung und die Ruhe in Smaland. Ein Tag der Entspannung, ohne viel Tamtam. Ich habe Leute sagen hören (es waren Schweden darunter), Smaland sei langweilig. Mag sein, viel los ist hier sicher nicht. Aber wer sich in schöner Natur einmal richtig ausruhen will, der ist hier genau richtig.

Theoretisch kann man von Hovmantorp aus auch eine Radtour nach Lessebo machen, dort befindet sich eine Papierfabrik, die man besichtigen kann (Lessebo Handpapermill, geöffnet an Wochentagen zwischen Juni und August). In der Umgebung gibt es außerdem zahlreiche Glashütten. Glaskunst – das ist nun wirklich etwas, dem man in Smaland kaum entkommen kann. Das Thema wird schon fast „touristisch ausgebeutet“. Die Region wird auch Glasriket (Glasreich) genannt. Seit dem 18. Jahrhundert wird hier Glas produziert und in einigen Hütten kann man der Produktion beiwohnen.
Wir entschieden uns aber gegen zu viel Aktivität und bleiben lieber im und um den See herum. Es ist heiß und eine regelmäßige Abkühlung hilft da ungemein.

14. Tag: Smaland: Glaskunst und Elche

Nicht weit entfernt von unserem Quartier in Hovmantorp liegt ein Elchpark. Klar, ein Schweden-Urlaub ohne Elchsichtung, das geht nicht. Das Klischee muss bedient werden. Und so planen wir für den heutigen Tag einen Besuch in dem Park.
Das Gelände ist nett angelegt, es gibt einige weitläufige Gehege mit Wiese und Freifläche, aber auch viel Wald. Und tatsächlich: Wir bekommen eine ganze Familie – inklusive Elchkalb – vor die Linse. Im Anschluss an den Spaziergang über das Gelände erstehen wir im angeschlossenen Souvenirgeschäft noch vier Elchwürste, die wir eigenhändig in der dortigen Grillhütte über dem offenen Feuer rösten. Bei gefühlten 35 Grad Celsius irgendwie ein bescheuertes Unterfangen, aber „watt mut, dat mutt“. Die Wurst schmeckt tatsächlich ganz anders, ziemlich ... aromatisch ... und selbst die Konsistenz ist irgendwie anders. Die Kinder sind nicht so wahnsinnig begeistert, wir verbuchen es als Erfahrung.

Wem die ganze Naturidylle in Smaland auf Dauer zu langweilig ist, der kann auch einen Ausflug zum Outlet Center bei Kosta machen: Shopping! In zahlreichen Geschäften kann man hier von Sportkleidung über Schuhe bis hin zu skandinavischem Design alles Mögliche erstehen. Und natürlich Glaskunst. Vieles ist wirklich günstig, vor allem für schwedische Verhältnisse.
Aber das Outlet Center wirkt ein bisschen deplaziert. Ein Konsumtempel? In dieser abgeschiedenen Gegend? Tatsächlich sind auch kaum Menschen dort, der Parkplatz ist wie leergefegt. Wann, wenn nicht in den Sommerferien, soll man hier Touristen und Einkaufswillige erwarten? Das bleibt uns ein Rätsel.

15. Tag: An die Küste: Smaland – Kalskrona – Järnavik

Aus den tiefen Wäldern geht es heute zurück an die Küste. Wir steuern Karlskrona an und planen dort eine Stippvisite. Eine nette Stadt, die bei einem Spaziergang schnell erkundet ist.
Von Karlskrona aus machen wir uns auf die Suche nach dem nächsten Quartier. Wir möchten gerne an der Küste bleiben und die letzten Tage das Meer genießen. In Järnavik (bei Bräkne-Hoby) finden wir einen Campingplatz direkt an der Schärenküste. Auf unserem Weg hierher – kurz vor Järnavik – fuhren wir vorbei an Feuchtwiesen und einem Seen, wo zahlreiche Gänse Halt machten.
Der Kontrast zwischen dem idyllischen, waldreichen Smaland zur felsigen Küste in Schwedens Süden ist reizvoll. Allerdings hat sich auch das Wetter verändert ... aus dem heißen Smaland an die windige Küste. Hier ist es deutlich kühler und der Wind reißt einem hier und da schon einmal die Tür aus der Hand. Alles ist eine Spur rauer. 

16: Tag Per Rad über die Schären

Für untrainierte Radler ist die Umgebung zwar eine ziemliche Herausforderung, aber irgendwie sollte es heute trotzdem eine Radtour sein. Die Landschaft ist jedenfalls eine tolle Kulisse dafür. Mit einem Plan zu den hiesigen Rad- und Wanderwegen machen wir uns auf und folgen der Küstenlinie. Da wir mit zwei Kindern und einem Kinderanhänger unterwegs sind, haben wir an der einen oder anderen Barriere zu kämpfen. Der uns empfohlene Radweg ist eher etwas für Mountainbiker als für Familienradtouren ... aber da müssen wir nun durch. Die Landschaft entschädigt für die Mühe. Kleine Bachläufe, Feuchtwiesen mit außergewöhnlichen Vogelarten, Felsen und Schären – es ist wirklich, wirklich schön hier. Es sind kaum Menschen unterwegs.
Am Hafen von Järnavik machen wir noch ein kleines Picknick mit Blick auf die Boote und das Wasser. Zeit für Stärkung nach den wirklich steilen Anstiegen. Das nahe dem Hafen liegende Vandrarhem von Järnavik, eine schöne alte Holzvilla, soll leckere Waffeln haben. Es macht aber leider erst später auf.

17. Tag: Entlang der Südküste: Järnavik – Ystad

Wir verabschieden uns aus dem Reich der Schären und folgen der Südküste. Vorbei an Kristanstad geht es durch die malerische Landschaft zu unserem letzten Etappenziel – Ystad. Unterwegs kaufen wir noch einen geräucherten Fisch für ein Picknick (unfassbar teuer!) und fahren zum bereits gewählten Campingplatz vor den Toren Ystads.
Nach unserer Ankunft machen wir am Abend einen Spaziergang zum Strand. Wunderschön! Die See ist heute jedoch ordentlich aufgewühlt, an ein Bad ist nicht zu denken (Baden ist an dieser Stelle wegen Strömungen auch grundsätzlich wohl gar nicht so ungefährlich). Aber die Umgebung, der breite Sandstrand, die kleinen, bunten Strandhütten, das alles gefällt uns gut! 

18. Tag: Schwedenkrimis: Ystad

Mit einer Touristenbahn fahren wir nach Ystad hinein und schlendern durch die Stadt. Leider macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung: Es schüttet und ein kalter Wind macht aus dem Sommertag einen Tag, den man besser mit einem heißen Kakao vor einem Kamin verbringen sollte. Es ist wirklich bedauerlich, denn Ystad gefällt uns ausgesprochen gut. Kleine Fachwerkhäuschen, blumige Innenhöfe und kleine, individuelle Geschäfte. Wir streifen durch die Gassen, trinken einen Kaffee und lassen die Stadt so gut es geht auf uns wirken. Ich habe nie einen Wallander-Krimi gelesen und so kann ich mit den Schauplätzen nichts anfangen. Nachdem ich Ystad aber kennengelernt habe, werde ich das vermutlich nachholen ...
Wir fahren mit dem Bus zurück zu unserem Campingplatz und verbringen den Rest des regnerischen Tages im Wohnmobil, trinken Kakao und hoffen, dass unsere Kinder nicht zu sehr am Rad drehen. Die paar Quadratmeter Wohnmobil bringen nicht den nötigen Auslauf.
Ein letztes Abendessen, Vorbereitungen für die Heimreise und eine relativ erholsame Nacht folgen.

19. Tag: Nach Hause

Ganz früh am Morgen brechen wir auf und fahren die etwa 50 km nach Trelleborg, um dort auf der Tagesfähre nach Lübeck-Travemünde einzuschiffen. Diesmal heißt unser Schiff „Nils Holgersson“ – das weckt ein weiteres Mal Kindheitserinnerungen in mir, denn die Zeichentrickfilme mit dem kleinen Nils habe ich sehr gemocht.
Die „Nils Holgersson“ ist baugleich zur „Peter Pan“ von unserer Hinfahrt. Somit kannten wir uns aus und haben wiederum viel Zeit in der Sauna und dem Whirlpool verbracht. Komisch, dass dieses Angebot von den anderen Passagieren kaum genutzt wird ...
Nach einem Zwischenstopp in Rostock (die Reederei hat die Fahrten ab Travemünde und Rostock kurz vor unserer Abreise zusammengelegt) erreichen wir Lübeck und fahren von dort nach Hamburg.