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Island: Auf der Ringstraße rund um die Insel

Zu Corona-Zeiten reist es sich anders als sonst. Bernds Tour auf die faszinierende Insel im Nordatlantik dient aber nicht nur dazu, die Reisebedingungen dieser Zeit auszutesten, sondern auch um sich endlich mal die so oft in den schillerndsten Farben beschriebene Natur Islands und die sagenhaften Landschaften mit ihren Wasserfällen, Geysiren, Gletschern und einsamen Stränden anzuschauen. Papageientaucher, Islandpferde, Robben und Wale kreuzen seinen Weg. Ein tolles Erlebnis! 

Von Bernd Strecker (2020)

Tag 1: Auf nach Island

Am 18.08.2020, zu Corona-Zeiten, fliege ich mit Icelandair von Hamburg nach Keflavik (Island). Ich habe mit diesem Datum richtig Glück, denn ab dem 19.08.2020 hat sich Island gegen den Rest der Welt Coronabedingt abgeschottet: Alle Einreisenden müssen ab diesem Datum für zwei Wochen in Quarantäne (oder sich kostenpflichtig am Flughafen testen lassen anschl. für fünf Tage in Quarantäne und danach sich noch einmal testen lassen).
Der Flughafen Keflavik ist relativ überschaubar. Er hat nur zwei Gepäckbänder und wenn mehrere Maschinen gleichzeitig eintreffen, kann es schon etwas dauern, bis man sein Gepäck hat. Wie in meinem Fall hat dieses deutlich über 30 Minuten gedauert.
Nach Übernahme des Mietwagens geht es in ca. 40 Minuten vom Flughafen Keflavik in die isländische Hauptstadt Reykjavik, die angeblich die nördlichste Hauptstadt der Welt ist. Da es noch früher Abend ist und es im Sommer noch relativ lange hell ist, durfte natürlich ein erster Spaziergang durch das Zentrum von Reykjavik nicht fehlen.
Maskenpflicht besteht im Flugzeug und in den Flughäfen. Im Zentrum selbst sieht man so gut wie keinen Menschen mit einer Maske rumlaufen. Überall stehen zwar Schilder, dass man zwei Meter Abstand halten soll, aber von einer Maske ist nicht die Rede. In allen Geschäften, in denen ich frage, ob ich eine Maske aufsetzten soll, bekomme ich die Antwort, „können Sie, müssen Sie aber nicht“. 
Das Zentrum selbst ist überschaubar, so dass man fast alle Sehenswürdigkeiten zu Fuß ablaufen kann. Sehenswert ist u.a. der alte Hafen, das Kunst- und Konzerthaus Harpa (dessen Fassade in der Sonne in verschiedenen Farben schimmert – Übersetzt heißt dieses Gebäude Harfe). Es lohnt sich im Zentrum auch in den Nebenstraßen spazieren zu gehen. Hier findet man jede Menge tolle Holzhäuser in verschiedenen Größen und Farben. 

Tag 2: Regentage sind Museumstage

Leider ist heute ein Regentag. Wie heißt es so schön „Regentage sind Museumstage“, gesagt getan und Gott sei Dank verfügt Reykjavik über eine Menge Museen:
„Whales of Iceland“:
Hier findet man 23 lebensgroße Wal-Nachbildungen. Ein entsprechender Audioguide (auch auf Deutsch) erklärt verständlich jedes Exponat. Ein Museum mit Walgarantie und nicht nur für Kinder! (Eintritt ca. 18 Euro).
Phallus-Museum:
Besonders angetan hat mich aber das Phallus-Museum, welches relativ unscheinbar unterhalb einer H&M Filiale beheimatet ist. Hier hat ein sammelfreudiger isländischer Lehrer über Jahre, hunderte von Penissen gesammelt von denen über 280 Exponate ausgestellt sind. Das Interesse wurde bei ihm angeblich bereits als Kind geweckt, als er eine Peitsche aus Stierpenissen geschenkt bekommen hat. Mittlerweise hat die Sammlung sein Sohn übernommen und hat mit den Exponaten das Museum in Reykjavik eröffnet. Und nach der Frage „Wer hat den Größten“ kann man nachdem Besuch mit Gewissheit sagen, der Blauwal hat mit schätzungsweise ca. 1,70 Meter und 70 kg eindeutig den Größten. Ein Besuch ist auf jeden Fall lehrreich (Eintritt ca. 14 Euro).
Danach geht es in das Rathaus von Reykjavik, wo man sich ein 3D-Moell von der Insel sehen kann (kostenlos).  

Nachdem der Regen ein wenig aufgehört hat, ging in noch in die Einkaufsstraße Skólavörðustígur. Diese wurde im Jahre 2015 zur ersten Regenbogenstraße der Welt. In Deutschland sieht man zum Christopher Street Day (CSD) oder der Pride Week jede Menge Regenbogenflaggen. In Island wurde gleich eine ganze Straße bunt angemalt. In dieser Straße befinden sich kleine Geschäfte und Cafés, sie führt direkt rauf zur Hallgrimskirkja. Die Hallgrimskirkja (dessen Spitze man fast überall im Zentrum sieht) ist eine evangelisch-lutherische Kirche und gleichzeitig das höchste Gebäude Reykjaviks und das zeithöchste Gebäude des Landes. Normalerweise kann man mit einem Fahrstuhl (Eintritt ca. 6 Euro) auf den Turm (ca. 74 m hoch) hinauffahren und muss dann noch eine Treppe erklimmen. Aber die fantastische Aussicht über die Hauptstadt Reykjavik soll sich bei guten Wetter lohnen. Aber es kommt wie es kommen muss, das Kirchentor ist bedauerlicherweise zu und so trete ich langsam aber sicher den Rückweg ins Hotel an. 

Tag 3: „Golden Circles“

Heute steht der sogenannte „Golden Circles“ auf dem Programm. Zuerst geht es von Reykjavik in den Nationalpark Þingvellir. Hier kann man kann ganz deutlich die auseinanderdriftenden Kontinentalplatten zwischen Nordamerika und Europa erkennen, die jedes Jahr ca. zwei Zentimeter weiter auseinanderdriften. Hier wurde auch im Jahre 930 die erste freie Republik der Welt gegründet. Der Ort Þingvellir gehört aufgrund seiner Lage und der bedeutenden Geschichte zum UNESCO-Weltkulturerbe. Nähere Informationen erhält man im Visitor Center, welches sich direkt am Parkplatz befindet (Parkgebühren ca. 5 Euro).
Wie ich leider zu spät mitbekommen habe, bin ich bedauerlicherweise an dem Brúarfoss vorbeigefahren. Dieser Wasserfall liegt zwischen dem Þingvellir-Nationalpark und dem Geysir. Es geht bei diesem Wasserfall nicht um die Höhe, sondern um die Breite, die einmalig sein soll. Schade! (Zu diesem Wasserfall kann man selbst nicht direkt hinfahren, sondern muss vom Parkplatz aus ca. 3,5 km laufen.)

Das nächste Highlight ist der Große Geysir Strokkur, der alle paar Minuten 20-40 Meter hoch ausbricht. Hier sind natürlich viele Touristen, sowie ich auch, die ihre Kamera zücken und warten bis der Geysir ausbricht. Jeder will das optimale Foto schießen!
Von dem dahinterliegenden Hügel hat man einen tollen Blick auf die gesamte Landschaft und auf den aktiven Geysir. Ringsherum dampft, blubbert und brodelt es aus den heißen Quellen. Schildern nach soll das ausspritzende Wasser noch 60-80 Grad heiß sein. Ein einmaliges Erlebnis. Wenige Kilometer weiter befindet sich der mächtige Wasserfall Gullfoss. Hier kann man bis zur Fallkante wandern, wo man die Kraft des Wasserfalls enorm spüren und hören kann. Beeindruckend!  Tipp für Personen, die nicht so gut zu Fuß sind: Es gibt insgesamt zwei Parkbereiche, der erste führt unmittelbar bis zum Wasserfall, bei dem oberen Parkplatz muss man über Stufen zum Wasserfall heruntersteigen.

Wer Zeit hat sollte einen Zwischenstopp in Flúðir machen und ein Bad im Naturbad „Secret Lagoon“ nehmen.
Der nächste Stopp ist der Kratersee Kerið, den man wunderbar umrunden kann (Eintritt ca. 2,50 Euro). Bei diesem Krater handelt es sich um einen Krater, der nicht durch eine Explosion oder durch einen Einschlag entstanden ist, sondern durch weggebrochene Erdbereiche. Der See selbst besteht aus Grundwasser.

Diese oder ähnlichen Touren um den Goldenen Kreis werden täglich ab/bis Reykjavik angeboten. Für mich geht es dann weiter zu meiner nächsten Unterkunft in der Nähe von Hella.

Tag 4: Halbinsel Dyrhólaey und schwarzer Strand

Die Fahrt ging zuerst zum Wasserfall Seljalandsfoss. Das Besondere an diesem Wasserfall ist, dass man auf einem schmalen mit nassen Steinen versehenen Pfad hinter den Wasserfall gehen kann. Also Regenjacke anziehen, denn hier wird man garantiert nass! Dieser Pfad ist auf jeden Fall nichts für Personen, die nicht trittsicher sind.
Nur wenige Kilometer weiter kommt man an dem Vulkan Eyjafjallajökull vorbei, der im März 2010 ausgebrochen ist und in Europa aufgrund der austretenden Vulkanasche den Flugverkehr mehr oder weniger zum Erliegen gebracht hat. Wiederum wenige Kilometer weiter kann man den Wasserfall Skógafoss bestaunen, welcher mit seinen 63 Metern Höhe und 50 Metern Breite schon sehr imposant daherkommt. Wer mag, kann über eine Eisentreppe die fast 60 Meter zur Fallkante des Wasserfalles emporklimmen. Atemlosigkeit garantiert!
Kaum ist man wieder auf der Ringstraße, da erfolgt nach ein bis zwei Kilometern schon das nächste Foto-Highlight. Auf der rechten Seite erscheint ein Parkplatz, von wo man nach ca. 40 Gehminuten das im Jahre 1973 abgestürzte DC-3-Flugzeug der US-Navy bestaunen kann. Wer keine Lust hat pro Weg ca. 40 Minuten zu gehen, der nimmt den Shuttlebus vom Parkplatz aus (Hin- und Rückfahrt ca. 12 Euro, einfache Fahrt ca. 9 Euro).
Der nächste wirklich schöne Stopp ist die Halbinsel Dyrhólaey, die auch gleichzeitig der südlichste Punkt Islands ist. Hier kann man von Mai bis Anfang/Mitte August viele Papageientaucher und andere Vögel beobachten. Darüber hinaus hat man von hier aus eine tolle Aussicht auf das Meer, auf die Halbinsel selbst mit ihrem Brandungsloch und der Felsnadeln Reynisdrangar. Wer weiter hinauf zum Leuchtturm fahren möchte, kommt um ein 4x4-Fahrzeug nicht herum. Alle anderen müssen den Weg erklimmen. Der nächste Stopp ist der Reynisfjara Beach, berühmt für seinen schwarzen Sand. Also darf natürlich ein Strandspaziergang nicht fehlen. Von hier hat man nochmals einen tollen Blick auf die Halbinsel Dyrhólaey. Danach geht es für mich erst einmal in den Ort Vik I Myrdal zum Tanken. Den Ort selbst schaue ich mir aufgrund der fortgeschrittenen Zeit nicht näher an. Ich weiß nur, dass man von hier aus Ausflüge zum nahgelegenen Mýrdalsjökull-Gletscher unternehmen kann.
Nach etwas über einer Stunde Fahrzeit erreiche ich den unaussprechlichen Ort Kirkjubæjarklaustur an, wo mein Übernachtungshotel liegt.

Tag 5: Gletscherlagune Jökulsárlón

Nach einem ausgiebigen Frühstück fahre ich weiter in den Skaftafell-Nationalpark, um hier etwas zu wandern. Da Wochenende ist, sind nicht nur Touristen, sondern auch viele Isländer unterwegs. Da sich die Wanderwege immer weiter verzweigen, ist man aber irgendwann auch mehr oder weniger alleine unterwegs. Hier gibt es auf jeden Fall für jedes Wanderniveau zugeschnittene Wanderwege.  

Mein heutiges Highlight ist die Gletscherlagune Jökulsárlón. Von Westen kommend aus betrachtet, gibt es kurz vor der Brücke auf der linken Seite mehrere kleine Parkplätze. Wenn man von hier aus über einen kleinen Hügel steigt, sieht man die Gletscherlagune in seiner vollen Pracht. Tolles blaues Wasser, auf dem relativ große Eisbrocken in verschiedenen Farben (blau, weiß und schwarz) in Richtung Meer dümpeln. Es lohnt an dem See spazieren zu gehen und mit ein wenig Glück entdeckt man sogar Robben. Unmittelbar vor der Brücke kann man auf der rechten Seite auf einen weiteren Parkplatz fahren, von wo aus man auf dem sogenannten „Diamond Beach“ riesige Eisbrocken sehen kann, die von der Gletscherlagune aus in den Atlantischen Ozean hinausgetrieben werden. Einige von diesen Eisbrocken stranden dann an dem schwarzen Strand. Ein toller Kontrast!
Hinter der Brücke auf der linken Seite befindet sich wiederum ein weiterer Parkplatz, von wo Bootstouren auf dieser Gletscherlagune per Zodiak oder Amphibienfahrzeug angeboten werden. Anschließend fahre ich zu meinem nächsten Übernachtungsort: Höfn.

Tag 6: Fischerdörfer im Osten Islands

Heute sind die Ostfjorde an der Reihe, in einem Zickzackkurs geht es an der weitläufigen Küstenlandschaft von einem Fischerdorf zum nächsten. Die Ausblicke sind einmalig schön und Gott sei Dank haben die Isländer beim Bau der Ringstraße an die Touristen gedacht, denn es gibt immer wieder Parkbereiche mit tollen Aussichtspunkten.
Im Ort Djupivogur kann man direkt am Hafen die Graniteier des Künstlers Sigurður Guðmundsson bestaunen. Es handelt sich um Nachbildungen von Eiern der heimischen Vögel, nur um ein Vielfaches größer.
Auf dem Weg zu meinem nächsten Übernachtungsort Egilsstaðir gibt es immer wieder nette Buchten und Plätze, an denen man Vögel beobachten kann.
Egilsstaðir ist der größte Ort im Osten von Island, hier wohnen etwa 2.500 Menschen. Alle Islandurlauber, die mit der Fähre anreisen, kommen in Seydisfjördur an und fahren automatisch durch den Ort Egilsstaðir.
Wenn man noch Zeit hat, kann man mit dem Auto den See Lögurinn umrunden, in dem angeblich ein Seeungeheuer einen Schatz bewachen soll. Ein Mythos ähnlich wie bei dem schottischen Seeungeheuer Nessie.

Tag 7: Lavafeld Dimmuborgir

Heute geht es in die Region Myvatan, die für die geothermische Landschaft bekannt ist. Mein erster Stopp sind die Schwefelquellen Hverir. Kaum steigt man aus dem Auto, wird man von einer Mückenschaar (keine Stechmücken!) umgegeben. Darüber hinaus muss man sich erst einmal an den Gestank gewöhnen, denn diese Quellen riechen nach verfaulten Eiern. Hier habe ich zum ersten Mal seit meiner Ankunft die Atemmaske angelegt – nicht, um mich vor Corona zu schützen, sondern um zu verhindert, dass die Mücken mir in den Mund oder in die Nase fliegen.
Danach geht es zur Höhle Grjótagjá, in dem ein unterirdischer See liegt, in dem man jedoch nicht baden kann, da die Wassertemperatur bis auf 60° Grad Celsius ansteigt.
Mein nächster Stopp ist das Lavafeld Dimmuborgir, hier soll die Heimat von Elfen und Trollen sein, welche ich jedoch nicht getroffen habe. Aber die pittoresken Lavaformationen haben mich begeistert. Hier darf auf keinen Fall ein ausgiebiger Spaziergang fehlen! Leider sind auch hier alle Besichtigungen durch unzählige Mücken getrübt. Schon wenn man die Autotür öffnet, strömen gleich Dutzende dieser Tierchen ins Auto.
Als ich abends im Hotel ankomme, frage ich den Hotelangestellen an der Rezeption nach diesen Mücken. Er erzählt mir, dass Myvatan übersetzt „Mückensee“ heißt, dass diese Mückenart jedoch nicht sticht und – abhängig vom Wetter – mal da sind und mal nicht.
Die Region selbst ist traumhaft schön, aber ich war wohl zu anfällig für diese Mücken, was meinen Aufenthalt sehr trübt.

Tag 8: Wale

Heute habe ich gleich zwei Höhepunkte auf dem Zettel: zum einen den wasserreichsten Wasserfall Europas, den Dettifoss, und zum anderen eine Walbeobachtungstour.
Zunächst geht es also mit dem Auto zum größten Wasserfall Europas, den „Dettifoss“. Er kann von zwei Seiten anfahren werden (Vorsicht: unasphaltierte Straßen!). Ich habe mich für die Anfahrt über die östliche Seite (von Myvatan aus gesehen) entschieden. Ich habe irgendwo mal gelesen, dass man von hier aus den schöneren Blick auf den Wasserfall und auf die in Hufeisenform dahinterliegende Ásbyrgi-Schlucht hat. Darüber hinaus kommt man hier dem Wasserfall deutlich näher und es ist ruhiger als auf der Westseite. Und so ist es dann auch, denn auf der Westseite ist eine große Aussichtsplattform, zu dem auch die Touristen gefahren werden. Auf der Ostseite sollte man aber auf jeden Fall trittsicher sein, da man vom Parkplatz aus erst einmal auf Steinen etwas hinabsteigen und weiter über Steine bis zum Wasserfall gehen muss. Wer nicht trittsicher ist, sollte also lieber die Westseite wählen.
Der Wasserfall ist auf jeden Fall sehenswert. Und wer auf Wasserfälle steht, der hat in dieser Region gleich noch drei weitere davon zu bewundern.

Danach geht es in den Fischerort Húsavík, das Zentrum für Walbeobachtung in Island. Es werden hier zwei Arten von Walbeobachtungstouren angeboten:

• Fahrt in einem Booten (Kosten ca. 75 Euro)
• Fahrt in einem RIB-Speedboot (Kosten ca. 140 Euro)

Beide Touren dauern jeweils knapp drei Stunden, wobei das traditionelle Boot ca. eine Stunde benötigt, um das Walgebiet zu erreichen und das RIB-Boot diese Strecke bereits in 20 Minuten schafft. Bei beiden Varianten erhält man einen wärmenden Schutzanzug. Darüber hinaus unterscheidet sich die Tour im RIB-Speedboot in den Monaten Mai bis Mitte August von der anderen Tour insoweit, als dass die Walbeobachtung mit einer Beobachtung der Papageientaucher kombiniert wird.
Ich entscheide mich für die RIB-Speedboot-Tour und bereue es keine Sekunde. Natürlich gab es jede Menge Wale zu beobachten! Zum einen Buckelwale, deren Schwanzflossen unterschiedliche Merkmale haben, so dass die Spezialisten die Tiere daran genau unterscheiden können, also im Grund wie ein menschlicher Fingerabdruck. Darüber haben wir das schwerste Lebewesen der Welt gesichtet: einen Blauwal! Diese Waltour werde ich garantiert nie vergessen!

Da die Zeit bereits gut vorangeschritten ist, fahr ich in etwas mehr als einer Stunde von Húsavík nach Akureyri. Die Ringstraße 1 führt automatisch durch einen mautpflichtigen Tunnel (einmalig in Island). Der Tunnel ist etwas über sieben Kilometer lang und verkürzt die Strecke um ca. 16 Kilometer. Die Maut kann ab 24 Stunden vor Durchfahrt bis spätestens innerhalb von drei Stunden nach der Durchfahrt online unter www.tunnel.is bezahlt werden. Die Einfache Durchfahrt für ein Pkw beträgt ca. 9,50 Euro (Motorräder sind hiervon ausgenommen). Wer diese Gebühr nicht zahlen möchte, kann von Westen kommend diesen Tunnel über die 84 und anschließend über die 83 umfahren. 

Die Besichtigung der Stadt Akureyri nehme ich mir für den nächsten Tag vor.

Tag 9: Akureyri & „Troll-Halbsinsel“

Nachdem Frühstück nehme ich die zweitgrößte Stadt des Landes in Angriff: Akureyri. Unmittelbar neben meiner Unterkunft liegt die auf einem Hügel thronende Kirche von Akureyri. Bedauerlicherweise ist diese zu, so dass ich das Innere nicht besichtigen kann, genauso wie in Reykjavik. Irgendwie sind mir die isländischen Kirchen nicht wohlgesonnen.
Danach geht es in den Botanischen Garten (Eintritt frei), wo sich ein Spaziergang wirklich lohnt. Und die kleine Einkaufsstraße im Zentrum ist nett, jedoch überschaubar.
Danach geht es zum Motorradmuseum von Akureyri am Rand der Stadt. Aber auch hier stehe ich leider vor verschlossenen Türen, das Museum hat täglich nur von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Also nehmen ich diesen Besuch für meine nächste Islandreise vor und setzte meine Fahrt über die sogenannte „Troll-Halbsinsel“ in Richtung Skagafjörður fort. Auf dieser Halbinsel fährt man u.a. durch die Ortschaften Dalvík, Ólafsfjörður, Siglufjörður und Hofsós. Die Strecke verläuft entlang der Küste und bietet wunderschöne Ausblicke auf die Fjordlandschaft. Ich übernachte in der kleinen Stadt Sauðárkrókur, die nur etwa 2.600 Einwohner hat.

Tag 10: Halbinsel Vatnses

Mein heutiges Ziel ist die Kleinstadt Stykkishólmur auf der Halbinsel Snæfellsnes. Zunächst schaue ich mir jedoch die Halbinsel Vatnses an. Die Umrundung erfolgt komplett auf einer Schotterstraße, die jedoch zumindest bei trockenem Wetter auch mit einem normalen Pkw befahren werden kann.
Mein erster Stopp ist der bizarre Felsen Hvítserkur in der Nähe der Stadt Blönduós. Dieser etwa 15 Meter hohe Basaltfelsen steht für sich alleine, kurz vor der Küste. Angeblich soll dieser Felsen wie ein Troll aussehen, für mich sieht er eher aus wie ein Nilpferd, das trinkt. Aber macht Euch selbst ein Bild.
Bei der Umrundung dieser Halbinsel trifft man natürlich immer wieder auf isländische Pferde und Schafe, z.T. auch auf der Straße.
Im Ort llugastadir führt ein Hinweisschild auf einen Parkplatz, von wo man zu Fuß aus an die Küste gehen kann. Infotafeln zufolge brüten hier in den Sommermonaten sehr viele Vögel, vor allem Papageientaucher. Leider ist die Brutzeit schon lange vorbei und so bekomme ich diese wunderbaren Vögel leider nicht zu sehen. An den Felsen vor der Küste kann man jedoch Robben beobachten, im Wasser spielen zwei Jungrobben. An diesem Beobachtungsposten gibt es ein kleines Holzhäuschen, das mit Ferngläsern ausgestattet ist.
Ein paar Kilometer weiter befindet sich ein weiterer Parkplatz, diesmal jedoch ohne Hinweisschild. Auch hier kann man Robben beobachten.
Danach geht es für mich wieder auf die Ringstraße. Die Umrundung dieser Halbinsel hat sich trotz der Schotterstraßen wirklich gelohnt!
Warum auch immer, aber mein Navigationsgerät führt mich dann von dort nicht unmittelbar nach Stykkishólmur, sondern auf Umwegen und mit erneut vielen Schotterstraßen zu meinem Ziel. Dementsprechend sieht auch mein Mietwagen aus …

Tag 11: Halbinsel Snæfellsnes

Heute steht die Halbinsel Snæfellsnes auf dem Programm. Wie ich gelesen habe wird diese Region auch als „Island in klein“ bezeichnet. Bedauerlicherweise ist das Wetter heute nicht so optimal, aber ich mache das Beste daraus. Mein erster Stopp bei der Umrundung ist der Ort Bjarnarhöfn. Hier gibt es ein privates Hai-Museum, von dem ich schon einmal in einem Fernsehbericht über Island erfahren habe. Der ein Eintritt beträgt ca. 7,50 Euro. Das Museum besteht aus einem Sammelsurium an Ausstellungsstücken, die nicht unbedingt etwas mit dem Haifang etc. zu tun haben. Die Ausstellungsstücke zeigen eher die isländische Tierwelt und Gegenstände aus dem „damaligen“ Leben der Isländer. Man bekommt einen ca. 10-Minütigen Film über den Fang und die fast sechsmonatige Verarbeitung des Grönland-Hais zu sehen. Und wer möchte, kann danach noch ein Stück Haifleisch probieren. Es riecht stark und ist geschmacklich nicht meins, aber die Isländer scheinen es zu lieben. Hinter dem Museum kann man sich dann noch das zu trocknende Haifleisch ansehen. Fazit: Ein etwas eigenwilliges Museum. 

Meine geplante Tagestour fällt bedauerlicherweise mehr oder weniger komplett ins Wasser, denn es regnet den ganzen Tag, bis auf wenige Momente. Daher habe ich das Fotografieren gelassen … Ich erwähne in diesem Reisebereicht aber ein paar interessante Ort:

• Kirkjufellsfoss: eines DER Fotomotive auf Island
• Skarðsvík: Hier lohnt ein kleiner Spaziergang am Strand. Kontrastreich durch den gelben Sand und die dahinterliegenden dunklen Vulkanlandschaften.
• Leuchtturm Skálasnagaviti: Zu diesem von Weitem bereits sichtbaren orangen Leuchtturm führt eine Schotter- und Geröllstraße, die man nur sehr langsam befahren kann. Im Sommer kann man an dieser Steilküste jede Menge Vögel beobachten.
• Djúpalónssandur: An diesem schwarzen Kieselstrand kann man noch die Überreste eines 1948 gestrandeten englischen Trawlers sehen. Darüber hinaus kann man hier an den vier „Kraftprobe-Steinen“ (154 kg, 100 kg, 54 kg, 23 kg) seine Kräfte messen. Wer früher Fischer werden wollte, sollte zumindest den 54-kg-Stein bis zur Hüfte heben können, ansonsten war man ungeeignet.
• Saxholl-Krater: Ein ehemaliger Vulkankrater, den man gut erklimmen kann. Von hier hat man einen tollen Blick über die Region.
• Ytri-Tunga-Strand: Hier kann man Robben und Seehunde beobachten.

Aufgrund des Regens habe ich meine Tour dann schlussendlich abgebrochen und bin zurück ins Hotel gefahren. Heißer Tee und Butterkekse, damit die sich ankündigende Erkältung so kurz vor dem Abflug nicht zum schlimmen „Männerschnupfen“ wird.

Tag 12: Basaltsäulen und Leuchttürme

Ach heute zeigte sich der Himmel Grau in Grau. Aber Gott sei Dank ist nicht, wie am Vortag, Regen angekündigt. Mein heutiges Etappenziel ist der Flughafen Keflavik.
Zunächst fahre ich nach Gerðuberg, wo ich mir eine Basaltsäulen-Wand ansehe. Auf einer Länge von ca. 500 Metern reiht sich hier eine Säule an die nächste. Eigentlich kann man gar nicht glauben, dass diese Säulen aus heißer Lava entstanden sein sollen.
Mein nächster Stopp ist die Stadt Akranes, wo mein Interesse den beiden hintereinanderliegenden Leuchttürmen gilt. In dem kleinen Besucherzentrum kann man neben dem Eintritt zum Besteigen des größeren Leuchtturms sich auch über die Geschichte der beiden Leuchttürme informieren. Als Island noch zu Dänemark gehörte, baute ein dänischer Architekt im Jahre 1918 an der äußersten Spitze einen ca. 10 Meter hohen Leuchtturm aus Beton. Da die Reichweite dieses Leuchtturmes irgendwann nicht mehr ausreichte, wurde unmittelbar dahinter ein neuer gebaut. Dieser knapp 23 Meter hohe Leuchtturm löste 1947 den alten ab.
Da es nun doch wieder anfängt zu regnen, habe ich meine weiteren Besichtigungspunkte gestrichen und bin direkt zur Blauen Lagune gefahren, um mich hier etwas zu erholen. Aber auch hier war ich nicht optimal vorbereitet: Der Parkplatz war voll und an der Kasse sagte man mir, dass ich in zwei Stunden noch eine Chance hätte, hineinzukommen, was ich aber dankend ablehnte. So fahre ich an die Küste und sehe mir die heißen Quellen von Gunnuhver, die Küstenlandschaft bei Valahnúkamöl sowie die „symbolische“ Brücke zwischen den Kontinenten Europa und Nordamerika an.
Danach geht es für mich in mein letztes Hotel, direkt am Flughafen.

Tag 13: Heimreise mit Hindernissen

Und es kommt wie es kommen muss: Mein nonstop-Rückflug von Island nach Hamburg ist gestrichen, so dass ich nun über Frankfurt nach Hamburg zurückfliege. Im Flieger von Island nach Frankfurt bekommen alle Passagiere eine sogenannte „Aussteigerkarte“ – für Personen, die aus einem Risikogebiet nach Deutschland einreisen. Auf Nachfrage bekomme ich von der Flugbegleiterin die Antwort, dass Island seit Freitag zum Risikogebiet gehört und die Fluggesellschaft angehalten ist, dieses Formblatt an alle Passagiere auszuhändigen. Im Übrigen ist das Formblatt komplett auf Deutsch, was mein isländischer Sitznachbar ohne Deutsch-Kenntnisse natürlich freut.
In Frankfurt angekommen, soll am Gate jemand stehen, der dieses Formular entgegennimmt. Steht aber keiner.
Wiederum auf Nachfrage werde ich zu einem Stand des Deutschen Roten Kreuzes im Terminal verwiesen. Hier erhalte ich die „freundliche“ Antwort: „Wenn Sie so ein Formular bekommen haben, dann kommen Sie aus einem Risikogebiet“. Der Test soll dann an meinem Endziel in Hamburg stattfinden.
In Hamburg angekommen, begebe ich mich also dann vom Terminal 2 zum Testzentrum im Terminal Tango. Hier erhalte ich die Antwort: „Island ist keine Risikogebiet, also werden Sie auch nicht getestet.“ Im Bedarfsfall könne ich mich in einem privaten Testzentrum im Terminal 1 gegen eine Gebühr von 59 Euro testen lassen.
So stand ich da, doch leicht verwirrt und mit ausgefülltem Formular.

Infos zu Island

Verkehr
In Island herrscht, wie bei uns auch, Rechtsverkehr.
Die Geschwindigkeitsbegrenzung liegt in Ortschaften bei 50 km/h, auf unbefestigten Straßen bei 80 km/h und auf asphaltierten Straßen bei 90 km/h.
In Island gibt es abseits der großen Straßen (z.B. die Ringstraße) eine Menge unbefestigter Straßen. Darunter auch einige, die man nur mit einem 4x4-Fahrzeug befahren darf. Diese Straßen sind entsprechend gekennzeichnet.
Das Licht am Auto/Motorrad muss beim Fahren an sein, das gilt das ganze Jahr.
Anschnallpflicht gilt auch hier.
Maut: Die Straßen sind – mit einer Ausnahme – nicht mautpflichtig. Die einzige Mautgebühr, die anfällt, ist für den Vaðlaheiðargöng-Tunnel. Der Tunnel ist 7.206 Meter lang und führt zu einer Verkürzung der Strecke zwischen Eyjafjòrðun und Fnjóskadalur von 16 km. Eine Mautpflicht besteht dabei für alle Kraftfahrzeuge (ca. 9,50 Euro), nicht aber für Motorräder
Notruf: 112

Essen
In jedem Restaurant erhält man kostenlos Leitungswasser. Der Preis für Hauptgerichte liegt bei ca. 25-30 Euro. In jedem Restaurant habe ich fast immer zwei bis drei vegane Gerichte gefunden.
Für Isländer ist der „Hákarl“ (fermentiertes Fleisch des Grönland-Hais) eine Delikatesse. Ich persönlich empfinde diese als unangenehm und sehr intensiv in Geruch und Geschmack. Fast Food: Island gehört zu den ganz wenigen Ländern, wo es weder eine McDonald`s- noch eine Burger-King-Filiale gibt. Wer gerne Burger ist, kommt hier trotzdem nicht zu kurz, denn dieses Gericht wird in vielen Restaurants angeboten.

Supermarkt
In den größeren Orten sind die Supermärkte in der Regel sieben Tage in der Woche geöffnet. Der Billigdiscounter unter den Supermärkten ist die Supermarktkette „Bonus“.

Einwohner
Island hat nur knapp 340.000 Einwohner. Davon leben die meisten in der Hauptstadt Rejkjavik (ca. 113.000 Einwohner). Im Übrigen gibt es über 500.000 Schafe auf der Insel.

NATO
Island ist zwar Gründungsmitglied der NATO, hat selbst aber keine Streitkräfte.